Die Ungarishe Reformierte Gemeinscaft im Karpatenbecken und in der Ganzen Welt
Einleitung
Die Reformation in Ungarn und der Ausbau der reformierten
Kirchenorganisation
Die Wirkung der Reformation entfaltete sich in Ungarn gleichzeitig mit der europäischen Reformation im XVI. Jahrhundert, worin sich die enge Verbindung zwischen Europa und dem Königreich Ungarn zum Ausruck kommt. Der helvetische Zweig der Reformation, insbesondere die calvinistische Lehre, verbreitete sich im Karpatenbecken sehr schnell. Die Synode von Debrecen im Jahr 1567, wo auch zwei Bekenntnissschriften, der Heidelberger Katechismus und das Zweite Helvetische Bekenntnis als verbindliche Grundlage des Glaubens anerkannt wurden, wird als der Beginn des Bestehens der reformierten Kirche in Ungarn angesehen. Die große Mehrheit der ungarischen Bevölkerung war bis zur Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert zu Anhängern der calvinistischen Reformation geworden, während die lutherische Reformation sich eher in der deutsch- und slowakischsprachigen Bevölkerung des Karpatenbeckens verbreitete.
Die Region war in dieser Zeit nicht nur ethnisch und konfessionell, sondern auch politisch außerordentlich gespalten. Nach dem Sieg der Türken bei Mohács (1526) und dem Fall Budas (1541) war das ungarische Königreich in drei Teile zerfallen: Die mittleren Landesteile waren von den Türken besetzt, der Westen und Norden waren unter die Herrschaft der Habsburger gelangt, während in Siebenbürgen ein selbstständiges Fürstentum von ungarischen Herrschern regiert wurde. Aufgrund der Dreiteilung des Landes und auch wegen der Unterdrückungs- und Rekatolisierungsversuche der Habsburger konnte sich die reformierte Kirche nicht einheitlich entwickeln. Im Jahrhundert der Reformation bildeten sich zwar sechs Kirchendistrikte, aber erst ab dem Zeitpunkt, an dem die nach dem politischen Ausgleich mit Österreich (1867) einberufene Synode von Debrecen im Jahr 1881 die Grundlagen für eine neue Kirchenverfassung schuf, können wir in organisatorischer Hinsicht von einer einheitlichen reformierten Kirche in Ungarn sprechen.
Das Auseinanderbrechen der ungarischen reformierten Gemeinschaft
Das auf den Ersten Weltkrieg folgende Friedensdiktat von Trianon (Versailles) bedeutete für Ungarn den Verlust von zwei Dritteln seines vorherigen Staatsgebiets, für die ungarische reformierte Kirche aber gleichzeitig, dass ein bedeutender Teil ihrer Mitglieder nunmehr außerhalb der Landesgrenzen lebte. Die ungarischen Reformierten sind heute somit zum Leben in drei Existenzformen gezwungen: im Mutterland, in dessen Nachfolgestaaten im Karpatenbecken sowie über die ganze Welt verstreut. Laut der Volkszählung in 2011 allein in Ungarn gaben rund 1,2 Millionen Leute (12% der Bevölkerung) an, dass sie zur reformierten Konfession gehören. Wenn es aber um die Zahl der in den Gemeinden registrierten Kirchenmitgliedern geht, so sind im Karpatenbecken heute nahezu Millionen ungarische Reformierte erfasst. 600 000 aktive Kirchenmitglieder davon leben in Ungarn
Nach dem Ersten Weltkrieg gerieten Kirchenteilte außerhalb der Landesgrenzen. Die Gemeindemitglieder leben zwar auf dem Gebiet ihrer Ahnen, aber im fremden sprachlichen und religiösen Milieu. Infolge der Auswanderung - anfangs aus wirtschaftlichen, später aus politischen Gründen - sind allein in den Vereinigten Staaten beinahe 100 ungarische reformierte Gemeinden tätig. Außerdem leben in Kanada, in Westeuropa, in Australien, und Latein-Amerika ungarischsprachige Reformierte.
Die Reformierten Ungarns und die Kultur
Während der 150 Jahre der Türkenbelagerung war die mehrheitlich reformierte Kirche im 16./17. Jahrhundert gezwungen, die Aufgaben des Schulwesens und der Volksaufklärung fast vollständig anstelle des geschwächten Staates zu übernehmen. Durch die Übersetzung der Bibel ins Ungarische, Predigten und Gebete in ungarischer Sprache, den um 1530 eingebürgerten Buchdruck und das voll entfaltete Schulnetz hatte die Reformation bleibende Auswirkung auf die Entwicklung der ungarischen Sprache, Literatur und Denkweise. Die kulturelle Einbettung des ungarischen Protestantismus erwies sich als so stark, dass sie auch von den Ideen der Aufklärung nur teilweise ins Schwanken gebracht werden konnte. Auf diesem Gebiet erlitt die Kirche erst im 20. Jahrhundert, vor allem nach der Verstaatlichung des Schulsystems (1948), einen ernsthaften Verlust.
Einer der wichtigsten Stützpunkte der ungarischen Reformation war der Nordosten des Landes – nicht zufällig wurde die Sprache dieser Region auch zur Grundlage der ungarischen Literatursprache. Die Sprache der 1590 übersetzten Bibel von Vizsoly erwies sich als wirklich durchschlagskräftig. Ihre vom Übersetzer Gáspár Károli verwendeten sprachlichen Wendungen leben unauslöschlich in der Volkssprache weiter.
Bibel von Vizsoly (1590)
Fast ebenso bedeutend sind aus kirchen- und kulturgeschichtlicher Sicht die ungarischen Übersetzungen der Psalme. Der Genfer Psalter von Theodore de Bèze und Clement Marot wurde 1607 vom Gelehrten Albert Szenci Molnár (1574-1634) in die ungarische Sprache übertragen (Psalterium Ungaricum, 1607). Diese Texte werden mit der Genfer Melodie auch heute noch weltweit in den Gemeinden gesungen. Es waren aber auch überwiegend reformierte Pfarrer und Lehrer, die in der frühen Neuzeit die ersten ungarischen Lexika, Wörterbücher und Lesefibeln herausgaben.
Die wichtigsten Bastionen der reformierten Kultur waren über Jahrhunderte hindurch die berühmten Internatsschulen, die sogenannten Kollegien. Zu ihren Zöglingen gehörten zahlreiche ungarischen Dichter, Gelehrten und Politiker: u.a. der im 17. Jh. lebende Pädagoge und Enzyklopädienschreiber János Apácai Csere, der weltberühmte Tibet-Forscher Csoma Sándor Kőrösi, der Dichter und auch Verfasser der ungarischen Nationalhymne Ferenc Kölcsey, der Meister der ungarischen poetischen Sprache János Arany, unser meistgelesener Romanautor Mór Jókai und der Erneuerer der modernen ungarischen dichterischen Sprache Endre Ady. Die Kollegien bildeten jahrhundertlang auch die reformierten Pastoren und Theologen aus, die im Laufe der Peregrination an westlichen Universitäten einen ständigen geistigen Austausch mit den Ursprungsgegenden der europäischen Reformation (Wittenberg, Genf, Heidelberg, Oxford) pflegten.
Predigtband von J. P. Melius
Aus der Situation der reformierten Kirche in Ungarn ergab sich auch, dass sie über Jahrhunderte hindurch die Hüterin des Gedankens der nationalen Unabhängigkeit gegenüber dem katholischen Wien war. Es ist daher auch kein Zufall, dass in 1849, zur Zeit des bedeutendsten ungarischen Freiheitskampfes, einige Monate lang Debrecen, das traditionelle Zentrum der ungarischen Reformierten, zur Hauptstadt des ganzen Landes wurde, und dass die Entthronung des Hauses Habsburg gerade im Betsaal (Oratorium) des reformierten Kollegiums der Stadt verkündet wurde.
Als wichtigste Merkmale der Denkweise in der reformierten Kirche Ungarns gelten neben der starken Bibelfrömmigkeit und Bekenntnisgebundenheit bis heute die Betrachtung der Schulen und Bildung als wichtige Instrumente der Mission, sowie die Vaterlandsliebe und das Freiheitsprinzip.
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